Bugwelle

Bugwelle – Blende: f/4,5

Vor zwei Tagen haben wir im Hafen Rotterdam abgelegt. Kurz vor London kommt der Lotse an Bord und wieder werden im Hafen unzählige Container gelöscht, d.h. abgeladen.
Wir nehmen Kurs auf Bremerhaven.
Es ist kurz nach 14 Uhr und ich bin allein vorn an Deck. Dieser Ort ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ich höre ein gleichmäßiges Rauschen und spüre die unglaubliche Energie, mit der sich das Containerschiff ruhig und kraftvoll durch die See schiebt. Salzige Luft weht mir ins Gesicht, Möwen folgen uns. In mir steigt ein Gefühl von Sehnsucht und Freiheit auf. Es riecht nach salziger Nordsee-Luft, nach Algen und Muscheln.
Mit der Kamera fest in der Hand, steige ich über armdickes Tauwerk, taste mich vorsichtig an der Reling entlang und riskiere einen Blick über den Bug des Schiffes. Ich schau gebannt hinunter auf die rostig-rote Schiffsnase, die eine große Bugwelle vor sich her schiebt.
Was für ein erhabener Moment. Erst jetzt blicke ich durch die Kamera und drücke auf den Auslöser, korrigiere Blende und Zeit. Immer wieder.